KdiH

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11.4.25. Kassel, Universitätsbibliothek – Landes- und Murhardsche Bibliothek, 2º Ms. astron. 1

Bearbeitet von Ulrike Bodemann und Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

1445.

Lokalisierung:

Passau.

Inhalt: Astrologische Sammlung, darin:
1. 2*v–14*r Kalender der Diözese Salzburg mit Mondzyklen ab 1444
2. 29v–37r Aderlaßtraktat
3. 44v–46r Von den Sphären
Inc.: DVrch die uorgenanntten zwelff zaichen des hymels ...
4. 46v–62v Von den sieben Planeten und ihren Kindern
Inc.: Aristoteles, Ptolemeus vnd ander naturlich maister vnd sunderlich die da schreibent von der natur ... DEr mon ist der erst planet uber sich zu mitten ...
jeweils mehrere Prosastücke, dazwischen je drei Versgedichte, das dritte vom Mönch von Salzburg (Abdruck: Wolf [1974] S. 406f.).
5. 67v–85v Von den Eigenschaften der Monate
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 112 Blätter (98 gezählte, davor 14 ungezählte Blätter), 367 × 280 mm, Bastarda, eine Hand (Conradus Roͤsner 97r ), einspaltig, 41 Zeilen, rote Überschriften, gelegentlich Strichel, 1r eine 14-zeilige Schmuckinitiale in Deckfarbenmalerei mit Rankenausläufern, rote und blaue Lombarden und Caputzeichen.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

34 kolorierte Federzeichnungen, zwölf zu Text 1 (2*v–13*v jeweils verso), zwei zu Text 2 (33r, 34r), eine zu Text 3 (46r mit Deckfarbenminiatur; dazu 48r Kreisdiagramm über die Beherrschung der Stunden des Tages durch die Planeten), sieben zu Text 4 (50r, 52r, 54r, 56r, 58r, 60v, 62v), zwölf zu Text 5 (69r, 70v, 72r, 73v, 75r, 76v, 78r, 79v, 81r, 82v, 84r, 85v); ferner 92v Kreisdiagramm zur Mondscheindauer mit Mondscheiben in Pinselsilber, oben Blattgoldscheibe; ein Zeichner.

Format und Anordnung:

46r Sphära mit Rundbild (46 mm Dm), zu Text 4 ganzseitige Rundbilder (192 mm Dm) im Anschluß an die zugehörigen Kapitel.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

46r Sphära, im Zentrum ein leerer Kreis für die Erde, umgeben von Wasser (olivgrün!) und blauem Wolkenband, in den weiteren Zirkelbahnen die folgenden Sphären benannt und beschrieben, für den obrist hymeloben in der Mitte Rundbild (Krönung Mariens durch Gottvater).

Zu Text 4 Darstellung der Planeten in ihrer Zuordnung zu den Wochentagen, mit ihren Häusern und den Planetenkindern, gerahmt durch breiten Rand, in dem die Zuordnungen der Stunden des Tages eingetragen sind; außerhalb des Rahmens oben, unten, rechts und links die Tageszeiten bezeichnet (Der sunnen aufganck, Mittertag, Der sunnen vntterganck, Mittenacht), als Bildüberschrift die Wochentagangabe. Innerhalb des Rahmens und von diesem oben überschnitten ein größeres Rundbild für die Planetengötter, rechts und links kleinere für ihre Häuser, gerahmt durch vierfache Federlinien, in der Mitte farbig; die übrige Fläche des gesamten Kreisbildes ausgefüllt mit Darstellung der Planetenbilder, im unteren Bereich Umschrift mit deutschen Planetenversen. Die Planetengötter mit Fahne in der Linken, als Fahnenbild jeweils ein ihnen heiliges Tier (vgl. New York M. 384: Nr. 11.2.3., Gotha Chart. B 1238: Nr. 11.4.19.); die Planetenkinder in karger Landschaft, die gelegentlich durch eine »Bruchlinie« in zwei Ebenen geteilt ist, am hochliegenden Horizont meist ein einzelner Baum und ein Felsen. 50r Luna: in knielangem Hemd mit Fackel, als Fahnenbild ein Esel(?), hinter den Füßen zwei Räder; dazu Krebs, Mondscheibe; Mondkinder: im Vordergrund Wasserlauf und Fischer mit Reuse im Boot, rechts nackt vor Badezuber sitzend ein Mann, der einem zweiten das Haar wäscht, Mitte zwei Männer und Esel mit Sack, aus dem Hintergrund auf die Wassermühle vorn links zugehend. 52r Merkur: mit Flügelschuhen, Beutel und Schlangenpaar, als Fahnenbild ein Fuchs; dazu Zwillinge, Jungfrau (mit Flügeln und Ähre); Merkurkinder: von links nach rechts Tafelmaler, Orgelbauer, Goldschmied, Bildhauer, Schreiber. 54r Venus mit Blumenkranz im Haar, Spiegel in der Hand, als Fahnenbild ein Affe (? oder Hündchen?) mit Spiegel; dazu Waage, Stier (als Halbfigur); Venuskinder: in der Mitte mehrere lustwandelnde Paare, links ein Paar in Umarmung, zwei Laute und Harfe spielende Musikanten, rechts drei Blasmusikanten. 56r Sol: mit tiaraartiger Krone und geöffnetem Buch im Thronsessel sitzend, als Fahnenbild Bär; dazu Löwe, Sonnenrad; Solkinder von links nach rechts drei auf den Sockelstufen eines Schnitzalters kniende Männer, Mitte hinten zwei mit langem Stock und Stein sich bekämpfende Männer, vorn zwei Ringer, rechts zwei Männer, vom Schriftblatt lesend. 58v Mars: in Rüstung, mit erhobenem Schwert und weißem, von der Schulter flatterndem Tuch, als Fahnenbild ein Windhund; dazu Skorpion, Widder; Marskinder: links stecken einige Krieger zwei Häuser in Brand, vorn treiben weitere zwei Ochsen und ein Schwein nach rechts, im Hintergrund zwei Paare im Zweikampf. 60v Jupiter: mit drei Pfeilen und Hund an der Leine, als Fahnenbild Lamm Gottes; dazu Fische, Schütze (als Centaur); Jupiterkinder: links tritt einem Richter im Richterstuhl ein Mann entgegen, Mitte vorn zwei Gelehrte mit Büchern in geschnitzter Sitzbank, hinten eine Jagdgesellschaft: Mann mit Armbrust, rechts junger Reiter mit Falke, dahinter Diener mit Falkenständer, im Hintergrund jagen drei Hunde einen Hirsch. 62v Saturn: kahlköpfig mit verkrüppelten Füßen, mit Krückstock und Sichel, als Fahnenbild ein Schwein; dazu Wassermann, Steinbock (als Ziegenfisch); Saturnkinder: links vorn Bauer mit Pferdepflug, ein Knabe treibt die Pferde an, Mitte zwei Männer mit Spaten und Hacke, dahinter Balkengalgen mit Gehängtem, rechts fünf rangelnde Männer an rundem Spieltisch.

Weite Bildszenen durch erhöhten Blickpunkt des Betrachters (gelegentlich fast Draufsicht), lebendige Zeichnung in feinen Federstrichen, gute perspektivische Wirkungen durch Verkürzungen und Staffelung. Menschen sind mit zwar wenig differenzierten Physiognomien, doch mit betonter Gestik wesentlich besser charakterisiert als Tiere. Sehr detailfreudige Ausstattung z. B. der Kleidung (Pelzverbrämungen, Überwürfe, Knopfleisten, Schlitze, Kopfbedeckungen) und der Gerätschaften; keine Schraffierung, Modellierung durch Farbschattierungen. Sehr sorgfältige und gekonnte Kolorierung.

Farben:

Helle Palette, meist lavierend, Lichter ausgespart; bläuliches Grün und Rotviolett mit Weiß ausgemischt, Olivgrün, Rot, Blau, mattes Chromgelb, bräunliches Grau, wässriges Braun, Orangerosa.

Zu den Illustrationen der Texte 1 und 5 siehe Nr. 65: Kalender, zu Text 2 Nr. 80: Medizin.

Literatur:

Struck (1930) S. 116–118, Taf. 13 (33r u. 52r). – Kautzsch (1894) S. 52 u. Anm. 2; Rudolf Kautzsch: Planetendarstellungen aus dem Jahr 1445. Rep. f. Kunstwiss. 20 (1897) S. 32–40; Brandt (1912) S. 212; Hauber (1916) S. 5–53. 106f., Abb. 2 (46r). 20 (62v). 26 (60v). 31 (58v). 33 (56r). 39 (54r). 43 (52r). 49 (50r); Saxl (1919) Abb. 57 (56r); Guy de Tervarant: De la méthode iconologique. Bruxelles 1961 (Académie royale de Belgique, Classe des Beaux-Arts, Mémoires Tome 12/4), Kap. II, S. 16 mit Abb. 1 (62v); Heinz Peters, ›Falke‹. RDK 6 (1973) Sp. 1340 u. Abb. 35 (60v); Grasshoff (1976) Abb. 4; Albert P. de Mirimonde: Astrologie et Musique. Genève 1977 (Iconographie Musicale V) S. 124 mit Abb. 66 (54r), S. 40 mit Abb. 12 (52r); Wolfgang Schild: Alte Gerichtsbakeit. Vom Gottesurteil bis zum Beginn der modernen Rechtssprechung. München 1980, Abb. 213 (62v). 215 (58v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 228: 52r. Im Rundbild Merkur mit Flügelschuhen, dazu Zwillinge und Jungfrau in kleinen Medaillons, darunter die Merkurkinder.

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Abb. 228.