KdiH

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62a.2.3. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 4872

Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1461 (Wasserzeichenanalyse).

Lokalisierung:

Kammer am Attersee.

Besitzgeschichte:

Ursprünglich bildete Cgm 4872 zusammen mit Cgm 4871 und Cgm 4873 einen Codex (1849 zerlegt), alle Teile geschrieben von Johannes Fritz (Vogt und Pfleger von St. Martin, Gerichtsschreiber in Kammer, vgl. Krämer, Scriptores possessoresque, S. 197). Im Auftrag von Ortolf d. J. von Trenbach (1430–1502) in Kammer am Attersee geschrieben (S. 1: Zwei vier- und dreizeilige Initialen, im Innern Helmzier und Wappen der Trenbach und S. 69 dreizeilige Initiale mit dem Trenbachwappen, vgl. Steer [siehe unten Literatur] S. 251, Abb. 13). 1588 im Besitz von Johann Fernberger (Besitzeintrag und Wappen auf S. 1), später befand sich der Band im Besitz des Jesuitenkollegs in Steyr. 1849 wurde der Codex von dem Augsburger Antiquar Fidelis Butsch an die Münchener Hofbibliothek verkauft.

Inhalt:
1. S. 1–68 Visiones Georgii‹, deutsch
Übersetzung C, Langfassung der Redaktion C, Sigle C7
2. S. 69–197 Jean de Mandeville, ›Reisen‹, deutsch von Michel Velser
Mb
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 98 + I Blätter (neuere Paginierung 1–198, überspringt S. 133–134, S. 98 unbeschrieben), 268 × 204 mm, Bastarda durchgehend vom Schreiber Johannes Fritz (auch Cgm 4871 von 1461 und Cgm 1473 von 1456): Explicit liber per me Johannem Fritzen per manus et non per pedes (S. 197), ab S. 69 kleiner und enger geschrieben, mit dünnerer Feder, einspaltig, 35–43 Zeilen, S. 1 zwei vier- und dreizeilige Initialen, Rubrizierungen.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

27 Freiräume für Illustrationen auf den Seiten 9, 10, 13, 15, 19, 20, 22, 26, 29, 31, 34, 37, 39, 41, 43, 44, 45, 47, 48, 51, 54, 56, 57, 59, 63, 65, 66.

Format und Anordnung:

Für jedes Bild ist ungefähr eine halbe Seite vorgesehen, entweder die obere oder untere Blatthälfte ist frei. Es gibt keine Kapitelüberschriften. Nur durch rote Initialen wird ein Kapitelbeginn angezeichnet. Die Freiräume befinden sich bis auf drei Ausnahmen (S. 45: vor dem Kapitel zur dritten Fegefeuerstrafe, S. 54: vor dem Kapitel zur Paradieswiese, S. 66: vor dem Kapitel zur Botschaftsübergabe) nicht an den Kapitelgrenzen, sondern im fortlaufenden Text.

Bildthemen:

siehe Bildthementabelle der Einleitung zur Untergruppe 62a.2. Die Jenseitsreise steht im Mittelpunkt des unausgeführten Bilderzyklus, nur ein Bildraum (S. 9) gehört zum Diesseits. Kein Bild für die Rückkehr (wie auch in der Darmstädter Handschrift C5). Folgende Illustrationen waren offensichtlich nicht vorgesehen: das Tormentum am hohen Berg, die Fegefeuerstrafen für die Zornigen und die faulen Geistlichen, Treffen von Georg und seiner Mutter, tröstender Engel. Darstellung des Paradieses gerafft: für die Ebene mit Altar, die Prozession der Engel und die Öffnung des Himmels fehlen Lücken. Positive Elemente der Visio werden damit reduziert (vgl. Theben [2001] S. 32).

Edition der Handschrift: Weitemeier (2006) S. 363–485, 549–635.

Literatur:

Schneider (1996) S. 392 f. – Voigt (1924) S. 192–194, 199–200, 215; Georg Steer: Hugo Ripelin von Straßburg. Zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des ›Compendium theologicae veritatis‹ im deutschen Spätmittelalter. Tübingen 1981 (Texte und Textgeschichte 2); Müller (1989) S. 64 ff.; Theben (2001) S. 31–33; Weitemeier (2006) S. 135 f., 238, 655, Abb. 38; Erhardt (2012) S. 31, 38, 49–52, 97–103.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus